Seit ich 50 geworden bin und am Kopf mein Nachwuchs Monat für Monat grau schimmert, überlege ich, wie ich den Übergang von gefärbten dunkelbraunen bzw. roten Haaren zu grauem Haar schaffen könnte.
Wenn ich um mich blickte, andere Frauen beim Farbwechsel beobachtete, sah ich wie sehr sich viele quälten mit der Übergangsphase, wie unglaublich lange es dauert, bis alle Farbe herausgewachsen ist und die Zeit der seltsamen Schattierungen im Haar geschafft ist. Für mich war bald mal klar, so will ich das nicht. Für Übergangsphasen dieser Art habe ich keine Geduld. Eine gute Frisur zu haben, ist mir wichtig. Mein Gesicht ist Tag für Tag mein Aushängeschild, meine Visitenkarte. Und überhaupt, Übergangsphasen sind nicht mein Ding. Ich stehe eher auf den schnellen Wandel, ich steh darauf, all meinen Mut zu fassen, Risiko zu wagen und ins Neue zu springen. Das halte ich in der Liebe so, im Job, bei jeder Art von Lebenskrise.
Daher war für mich bald einmal klar: Ich werde mir eine Glatze scheren oder das Haar raspelkurz schneiden lassen, damit alle Farbe mit einem Schlag raus ist und ich unmittelbar und direkt im Grau ankommen kann.
Zwei Fragen hinderten mich bis gestern daran: 1.) Habe ich überhaupt eine schöne Kopfform, so schön, dass ich Glatze tragen kann? 2.) Wann ist der beste Zeitpunkt, um so einen Sprung zu wagen, wenn man beruflich, so wie ich als Selbständige, total eingespannt ist und das Aussehen nicht verstören soll (etwa eher konservative KundInnen)? Da ich, vor allem auf die zweite Frage, keine Antwort fand, beschloss ich den abrupten Farbwechsel erst zu meinem Pensionsantritt zu wagen. Mit 60 also.
Dann kam Corona. Schon beim ersten Lockdown überlegte ich, ob ich es nicht doch jetzt schon wagen sollte. War dann aber zu feig. Doch nach dem Lockdown machte ich einen ersten kleinen Schritt. Ich ließ mir meine Haare so kurz schneiden, wie noch nie zuvor. Das Ergebnis gefiel nicht nur mir.
Wem so kurze Haare stehen, was mich wunderte, weil ich hab ja ordentlich Übergewicht, dem passt auch Glatze oder raspelkurz, da war ich sicher. Nur ob die Kopfform auch passt, ob mein Hinterkopf nicht viel zu flach ist? Dieses Risiko blieb.
Als gestern der neue Lockdown in Österreich begann, und ich alle meine Jobs wieder los war, weil storniert, wusste ich: Jetzt oder erst in der Pension! Ich war für Jetzt!
Voila! Here I am! Die Friseurin (ich bin in Ungarn, da haben sie noch offen) sagte zu mir und dem Ergebnis, (nachdem sie mir zuerst den Kopf nicht scheren wollte und hektisch rief: „Nem, nem, ezt nem szabad!“, was so viel bedeutet wie: Nein, nein, das dürfen Sie nicht tun!): ROCKSTAR!
Wer es mir nachmachen will, ein kleiner Tipp: Versucht es nicht selbst! Ich wollte es zuerst selber machen und mein Mann wollte mir helfen. Funktioniert nicht. Deshalb seht ihr am Foto auch nur meine rechte Gesichtshälfte. Die linke ist nämlich nicht so schön, vorne habe ich auch ein Cut (wird alles rasch gut nachgewachsen sein), und die Friseurin konnte das auch nicht mehr retten. Also geht zum Friseur!
Warum habe ich keine Glatze? Wurde ich heute auf Facebook gefragt von meiner Community, die ich die Tage vorher eingebunden hatte. Glatze nicht, weil ich relativ braun bin im Gesicht und die Kopfhaut weiß. Das hat ein Versuch (deshalb das Cut vorne) relativ rasch gezeigt. Ich habe mich daher für 0,5 cm entschieden.
Ach ja, und es schaut am Foto so dunkel aus, weil ich dunkelgrau bin. Was ich mag. Sehr sogar. Und: Meine Kopfform ist superschön!
Ergebnis: Wer wagt, gewinnt. Ich gehe davon aus, dass ich die nächsten Jahre mit dieser Haarlänge und selbstverständlich auch mit dieser Haarfarbe leben werde. Ich finds mega geil und es fühlt sich sehr cool an mit den Händen über die Stoppeln zu fahren.
Wichtig dazu: Perfekte Augenbrauen, Kajal und Lidstrich, roter Lippenstift.
gabi meint
Liebe Sonja
ich gehe mir selbst auf die Nerven mit der Färberei alle paar Wochen zum Friseur – die Zeit und Geld kostet es ja auch.. Wenn ich Dich sehe kann ich nur sagen Sehr stark sieht das aus. Du hast echt ein schönes Gesicht! Warum stelle ich mich nur so an?
Liebe Grüße Gabi
Sonja Schiff meint
Ich hab ja auch lange gebraucht, liebe Gabis. Jetzt war einfach die beste Zeit. Ich dachte, bis ich wieder Aufträge habe Ende Jänner, sind die Haare ja nachgewachsen, wenn es mir nicht gefällt. Dann kann ich auch wieder färben, wenn ich mich in grau nicht wohlfühle. Ich bin jetzt aber selbst total überrascht vom Ergebnis und fühle mich damit extrem wohl! Eigentlich ist das Risiko ja überschaubar ;-) Lieben Gruß an den Attersee!
Claudia Braunstein meint
Liebe Sonja, die Frisur steht dir total gut. Für mich käme das nicht in Frage. Aber nächstes Jahr im Sommer spende ich meine langen Haare einem krebskranken Kind und dann ist auch Schluss mit der Färberei. Liebe Grüße, bis bald hoffentlich, Claudia
Sonja Schiff meint
eine sehr nette idee!
Chris meint
FInde du siehst super aus und finde es total mutig!!!!!!! Die Färberei ist für mich langsam auch so nervig geworden. Ich sehe so oft Frauen mit wirklich weißen Haaren die so toll aussehen. Aber ich trau mich einfach noch nicht. Mal sehen. Nächstes Jahr vielleicht =) Die Zeitersparniss alleine :) Ganz liebe Grüße Chris
Sonja Schiff meint
Dankeschön! Ich bin total glücklich damit! Lieben Gruß!