Es ist lange her, dass ich am Meer war. Rund 10 Jahre, genaugenommen. Meine Sehnsucht war deshalb unermesslich, als mir mein Mann, ein geborener Ruhrpottler, von der belgischen Küste erzählte, an der er mit den Eltern als Kind seine Ferien verbrachte. Dann las ich am Blog „Das Unruhewerk“ auch noch einen wunderbaren Bericht über das Seebad Oostende und damit war klar, nach dem jährlichen Besuch bei Kindern und Enkelkindern, geht’s heuer an die belgische Küste.
Freiheit für Menschen und Hunde!
Ich wollte endlich wieder einmal einfach Nichtstun und die Seele baumeln lassen. Das Meer entlang schlendern mit meinem Mann, entschleunigen, Zeit haben und dabei die Hunde frei laufen lassen können.
Gleich vorweg: Es war wunderbar! Noch nie zuvor (und ich bin schon viel gereist) habe ich so viel Strand gesehen, so viel menschenleeren Strand. Auch unsere Hunde konnten irgendwie ihr Glück kaum fassen. 6 Tage absolute Freiheit! Ohne Leine am Strand laufen. Niemand, der rummotzte, niemand der schrie „Geben Sie den Hund an die Leine!“, sondern soooo viele weitere Hunde und soooo hundefreundliche Menschen. Entspannung pur, für alle, Mensch wie Hund!
Panoramablick auf Strand und Meer
Wo wir waren? Es zog uns nach Blankenberge, der kleinen Schwester des bekannteren Oostende, einem Badeort mit 60er-Jahre-Flair. Wir wohnten im 6. Stock eines dieser hässlichen Hochhäuser direkt am Strand. Aber hey, mit einem Wohnzimmer dessen gesamte Fensterfront einen sensationellen Blick aufs Meer freigab. Da bekommen diese baulichen Kolosse gleich eine andere Qualität.
Schon beim Aufwachen, das Haar noch wuschelig, bereits der Blick auf die Nordsee. Dann abends, ein Glas belgisches Bier in der Hand, der Blick in die Weite, auf das Meer, auf die Fischerboote und zwei Mal auf einen fulminanten Sonnenuntergang. Und sogar nachts, der Blick auf die Lichter der weit draußen vorbeiziehenden Schiffe. Ich konnte kaum genug davon bekommen.
Strandspaziergänge an der Nordsee
Der wunderbare Blick aus dem Fenster zog uns außerdem förmlich hinaus zum Strandspaziergang. Morgens, noch vor dem Frühstück, musste ich runter an den Strand, um die Farben zu genießen und das Meeresrauschen, das Salz zu riechen, Muscheln zu sammeln, die Gedanken treiben zu lassen.
Nach Ausflügen tagsüber, auch abends der Spaziergang am Strand, dieses Mal in die andere Richtung, ans andere Ende der Stadt. Der Blick zurück auf Blankenberge, dessen Hochhäuser noch von der Sonne bestrahlt werden und dann die Pier entlang zu den Fischern.
Blankenberge und sein 60er-Jahre-Charme
Zugegeben, im Sommer möchte ich in Blankenberge nicht sein. Während unseres Aufenthaltes wurde schon der nahende Sommer vorbereitet, am Strand die Strandbars aufgebaut und allerlei weiterer Rambazamba für die sich ankündigenden Touristen.
Aber jetzt hatte der Ort, obwohl wirklich baulich alles andere als eine Schönheit, Charme. Riesige Hochhäuser, dazwischen wieder kleine Bauten, und dabei nur wenige Menschen. Wir hatten den Ort fast für uns! Ich stelle mir Blankenberge auch im Winter großartig vor, da muss es noch ruhiger sein und ich liebe das Meer im Winter!
Wie viele Orte an der belgischen Küste hat auch Blankenberge einen alten Kern. Wenn man etwas genauer schaut, dann findet man einen alten Hafen, ein paar nette Kirchen und gar nicht so wenige Häuser des Belle Époque. Mir hatten es vor allem diese entzückenden Eingänge angetan, mit den kleinen Balkönchen.
Am Ende möchte ich noch anmerken, dass ich noch kaum an einem anderen Ort der Welt so freundliche Menschen erlebt habe, wie beim Aufenthalt in Blankenberge.
Ob am Strand der alte Fischer, der mir zeigte, wie er seine Würmer aus dem Sand saugt, die er am Abend zum Fischen braucht. Ob das Ehepaar, welches mich morgens um sieben an ihrem Garnelenfang teilhaben ließ. Ob die Besitzer des Feinkostladens um die Ecke oder dem Fischgeschäft, die Arbeiter an den Strandbars, die Putzfrau unseres Hauses oder die junge Frau, die uns fragte, ob Sie helfen kann, als wir nach einem Weg suchten. Wir haben ausschließlich freundliche, hilfsbereite und offene Menschen erlebt. Sehr sympathisch diese Belgier! DANKE Blankenberge!
Maria meint
Liebe Sonja,
endlich komme ich dazu, deine drei (!) belgischen Reiseimpressionen zu lesen! Auch hatte ich bislang gar nicht gesehen, dass du mich ausdrücklich erwähnt hast … Danke dafür!!!
Ja: Ich bin wohl einer der größten Fans der belgischen Küste, seit etwa 30 Jahren … Alles, was du beschreibst, kann ich nur bestätigen: In der Vorsaison die pure Lebensfreude für Hund und Mensch, die wundervolle Kunst entlang der ganzen Küste (die regelmäßige Kunstschau „Beaufort“ findet alle drei Jahre statt, das nächste Mal 2021 – und manche Städte, wie eben Zebrügge, kaufen dabei Skulpturen an – was du bzw. Rochus da fotografiert hat, habe ich auch in vielen Versionen auf Kamera und Handy … Und bin jedes Mal wieder neu überwältigt, wenn ich es „in echt“ sehe. Weil alles so PASST!) Und dann auch noch Damme!!! Gehört auch zu unseren Favoriten. Mein Mann und ich waren da auch schon im Winter. Und haben mangels Kühlschrank eine Flasche Sekt in den Kanal gehängt und an Silvester getrunken. Auch wollte ich immer schon mal recherchieren, was es mit Till Eulenspiegel und Damme auf sich hat … Irgendwas ist da …
Ach, du merkst: Ich bin begeistert. Und Heimat? O ja! Eine meiner Heimaten ganz sicher! Komische Sache: Die deutsche Sprache scheint es schon rein grammatikalisch zu verbieten, dass man mehr als eine Heimat hat!!!
Hier einfach nur: Ganz herzlichen Dank für die wundervollen Berichte und Fotos, also auch: Viele Grüße an Rochus. Und dir ein ganz dickes Bussi!
Maria
Sonja meint
:-) Danke für Deinen schönen Kommentar :-) Freut mich, wenn meine Bilder und Berichte Sehnsucht erzeugt haben!